Das MRE-Netzwerk im Landkreis Konstanz
Das MRE-Netzwerk im Landkreis Konstanz wurde nach verschiedenen Aktivitäten und Schulungen und vorbereitenden Treffen im Jahr 2013 formal gegründet.
Wer bildet das MRE-Netzwerk?
Im Netzwerk sind Vertreter aller Einrichtungen des Gesundheitswesens im Landkreis Konstanz aktiv. Dies sind insbesondere Krankenhäuser, Einrichtungen der medizinischen Rehabilitation, Einrichtungen der stationären und ambulanten Alten-und Krankenpflege, niedergelassene Ärzte, Krankentransportdienste, medizinische bzw. mikrobiologische Laboratorien und Krankenkassen. Die Koordination des Netzwerks hat das Gesundheitsamt übernommen.
Für was steht MRE?
Der Begriff MRE ist eine Abkürzung für resistente oder auch mehrfach resistente Erreger. Darunter versteht man Bakterien, die eine verminderte Empfindlichkeit gegenüber Antibiotika aufweisen. Wenn diese Erreger an Infektionen beteiligt sind, kann dies zu schwerwiegenden Problemen bei der Krankenversorgung sowie in der Alten- und Langzeitpflege führen. Der bekannteste Vertreter ist der Methicillinresistente Staphylococcus aureus (MRSA). Aber auch weitere, gegen viele gängige Antibiotika unempfindliche Bakterienstämme wie Vancomycinresistente Enterokokken (VRE) sowie multiresistente gramnegative Stäbchenbakterien (MRGN) werden immer häufiger nachgewiesen.
Was sind MRSA?
Staphylokokken sind Bakterien, die zur normalen Haut und Schleimhautflora gehören. Sie können jedoch Schaden anrichten, wenn sie z. B. durch Verletzung oder Manipulation bedingt in das Gewebe gelangen und sich dort vermehren. Zu den Staphylokokken gehört auch die fakultativ pathogene Art Staphylococcus aureus, die bei ca. einem Drittel der Bevölkerung mit zur Keimbesiedlung des Körpers gehört. MRSA sind methicillinresistente Staphylococcus aureus Stämme, bei denen häufig bestimmte, therapeutisch oft eingesetzte Antibiotika wirkungslos sind - man bezeichnet sie daher auch als multiresistente Stämme. Solche MRSA werden im Wesentlichen über die Hände und über Hautkontakte übertragen. Händehygiene ist deswegen auch die wichtigste Maßnahme zur Verhinderung der Weiterverbreitung.
Was sind MRGN?
Im Darm sowie auf Haut und Schleimhäuten des Menschen befinden sich naturgemäß zahlreiche unterschiedliche Bakterien. Einige dieser Bakterien fasst man aufgrund ihres Aussehens und ihrer Färbung unter dem Mikroskop als „gramnegative Stäbchen-Bakterien“ zusammen. Zu diesen gehören Darmbakterien (sogenannte Enterobakterien) und andere Keime wie z. B. Acinetobacter und Pseudomonas, die gegen viele Antibiotika widerstandsfähig werden können. In einem solchen Fall werden sie MRGN (multiresistente gramnegative Stäbchen-Bakterien) genannt. Bakterien, die gegen drei definierte Antibiotika-Gruppen keine Wirkung mehr zeigen, werden 3MRGN genannt. Analog dazu bezeichnet man Bakterien, die gegen vier defnierte Antibiotika-Gruppen resistent sind, als 4MRGN. Die Übertragung erfolgt überwiegend über die Hände im Sinne einer Schmier- und Kontaktinfektion. Wichtige Gegenmaßnahmen ist auch hier eine gewissenhafte Händehygiene sowie eine gute allgemeine Hygiene.
Was sind VRE?
Enterokokken sind ein normaler Bestandteil der Darmflora des Menschen. Gelegentlich sind sie aber auch Ursache einer Infektion. Diese Infektionen können bei Versagen anderer Wirkstoffe mit dem Antibiotikum Vancomycin behandelt werden. In den letzten Jahren wurden jedoch mehrere zunehmend gegen Vancomycin resistente Enterokokken gefunden. Solche Stämme können zu schwer behandelbaren Infektionen führen. Auch hier ist die Händehygiene eine der wichtigsten Maßnahmen zur Verhinderung der Weiterverbreitung.
Klinische Bedeutung der MRE
Staphylococcus aureus verursacht weltweit die meisten im Krankenhaus erworbenen Infektionen. In Deutschland wurde in den letzten Jahren eine Zunahme des Anteils von multiresistenten Stämmen (MRSA) an allen Staphylococcus aureus- Nachweisen von 2% auf bis zu 25%, v. a. auf Intensivstationen registriert. Die aktuellen Überwachungs- (Surveillance-) Daten aus Krankenhäusern zeigen, dass auch in Baden-Württemberg nicht nur MRSA, sondern auch andere multiresistente Erreger deutlich zunehmen.
Was bedeutet der Nachweis von MRE für die Betroffenen?
Die Beteiligung von MRE an Infektionen kann den Heilungsverlauf verzögern und Krankenhausaufenthalte verlängern. Darüber hinaus kann die Keimträgerschaft auf andere Personen übertragen werden. Daher sind im medizinischen Bereich Schutzmaßnahmen erforderlich. Für das Gesundheitswesen resultieren aus jeder MRE-Infektion zusätzliche Kosten für Diagnostik, Therapie und ein erweitertes Hygienemanagement.
Was ist die Aufgabe des MRE-Netzwerkes?
Aufgabe des MRE-Netzwerkes ist die Verbesserung der Zusammenarbeit in der Versorgung der Betroffenen (Schnittstellenproblematik), insbesondere beim Übergang zwischen stationärer und ambulanter Versorgung durch den Einsatz gezielter Präventionsmaßnahmen, die zur Patientensicherheit und zur Verbesserung der öffentlichen Gesundheit beitragen sollen. Die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass die Versorgung von Patienten mit Nachweis von multiresistenten Erregern nicht nur die Krankenhäuser, sondern alle Einrichtungen des Gesundheitswesens betrifft und fordert.
Maßnahmen zur Bekämpfung von MRE sind:
- Umsetzung von Hygienemaßnahmen gemäß den Empfehlungen der Fachgesellschaften und des Robert-Koch-Institutes (KRINKO-Empfehlungen)
- Einführung eines einheitlichen MRE-Überleitbogens für Baden-Württemberg
- Untersuchungen (Screening) von Risikopatienten
- Therapie und ggf. Sanierung der infizierten bzw. kolonisierten Personen vor, während oder nach einem stationären Aufenthalt
- Aufklärung von betroffenen Patienten und Angehörigen
- Fortbildungen für Fachpersonal im Gesundheitswesen
MRE-Überleitbogen bei Keimträgerschaft mit multiresistenten Erregern
Die Verordnung des Sozialministeriums Baden-Württemberg über die Hygiene und Infektionsprävention in medizinischen Einrichtungen (MedHygVO) vom 20. Juli 2012 schreibt in § 13 „Sektorenübergreifender Informationsaustausch und Netzwerkbildung“, Absatz 1 vor:
„Bei Verlegung, Überweisung oder Entlassung von Patientinnen und Patienten sind Informationen, die zur Verhütung und Bekämpfung von nosokomialen Infektionen und von Krankheitserregern mit Resistenzen erforderlich sind, an Einrichtungen, die Notfallrettung, und Krankentransport betreiben, an die aufnehmende Einrichtung oder an die weiterbehandelnde Ärztin oder den weiterbehandelnden Arzt unverzüglich weiterzugeben.“
Der Überleitbogen wurde vom MRE-Netzwerk Baden-Württemberg entwickelt und von der MRE-Lenkungsgruppe im Landkreis Konstanz leicht modifiziert beschlossen. Alle Mitglieder im MRE-Netzwerk verpflichten sich, diesen Überleitbogen einheitlich zu verwenden.
Überleitbogen als pdf-Datei (PDF / 46 KB)
Ein veränderbares Word-Dokument zum Versehen mit Kopfbogen oder Logo Ihrer Einrichtung erhalten Sie auf Bestellung unter: Gesundheitsamt@LRAKN.de.
MRE im Rettungsdienst und Krankentransport
So wie alle Akteure im Gesundheitswesen sind besonders die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen im Krankentransportdienst einem Risiko für eine Übertragung von multiresistenten Erregern ausgesetzt. Sowohl in der Routine als auch in Notfallsituationen müssen die Hygieneregeln beachtet werden. Beim Transport von mit MRE besiedelten Patienten sind die Mitarbeiter auf die Informationen der einweisenden oder verlegenden Einrichtungen angewiesen. Dies ist gesetzlich in der Medizinhygiene-Verordnung vorgeschrieben. Hierfür soll der Überleitbogen des Netzwerks eingesetzt werden.
Eine Arbeitsgruppe des MRE-Netzwerks im Landkreis Konstanz hat ein Merkblatt als Handreichung für das Personal der Rettungs- und Krankentransportdienste erarbeitet. Es entstand unter Mitwirkung der hygienebeauftragten Vertreter der Transportdienste und weiterer Netzwerkmitglieder:
Ansprechpartner
Dr. med. Hannes Winterer
Landratsamt Konstanz
Amt für Gesundheit und Versorgung - Gesundheitsamt
Scheffelstraße 15
D-78315 Radolfzell
Tel: 07531 800-2658
Fax: 07531 800-2688
dr.hannes.winterer@LRAKN.de
Weitere Informationen
Links zu weiteren überregionalen MRE-Netzwerken:
Kontakt
Landratsamt Konstanz
Amt für Gesundheit und Versorgung
Scheffelstr. 15
78315 Radolfzell
Lage
T. +49 7531 800-2610
F. +49 7531 800-2688
Gesundheitsamt@LRAKN.de