Kulturen geplant? Fragen Sie Ihren Förster!

Der Klimawandel verlangt neue Antworten.

Die Temperaturen sollten gegenüber der vorindustriellen Zeit im 19. Jahrhundert um nicht mehr als 1,5° Celsius ansteigen. Soweit das politisch gesetzte Ziel. Tatsächlich haben wir diese Latte bereits gerissen und die Wissenschaft rechnet mit einem weiteren Temperaturanstieg.
 
Die Forstliche Versuchsanstalt Freiburg dokumentiert die Entwicklung laufend. Eine Messstation im Landkreis Konstanz bestätigt die landesweiten Trends: alleine seit 1961 ist die Jahresmitteltemperatur dort von etwa 8°C auf etwa 10° C gestiegen. Darin zeigt sich ein neuer Temperatursprung ab etwa 2014, verstärkt seit den Extremjahren 2018 bis 2023 mit immer wieder neuen Rekordtemperaturen.


Die aktuellen Prognosen gehen von einer Erhöhung von über drei Grad Celsius bis zum Ende des Jahrhunderts aus. Das entspricht Temperaturen wie sie aktuell südlich von Florenz bestehen. Dort wachsen völlig andere Wälder als im mitteleuropäischen, buchengeprägten Baden-Württemberg. Dabei haben die Sommermitteltemperaturen (Juni bis August) bereits um drei Grad zugelegt (verglichen mit 1961) und die Anzahl der Hitzetage (Temperaturen von über 30°C) hat stark zugenommen. Davon ist ganz besonders der Bodanrück betroffen. Weil die Niederschlagsmengen gleichbleiben, fehlt den Bäumen das bei hohen Temperaturen dringend erforderliche zusätzliche Wasser. Sie geraten in Trockenstress und werden äußerst anfällig für Schädlinge wie Pilze und Insekten. Hiervon sind mittlerweile fast alle Baumarten betroffen, einschließlich der doch eigentlich so robusten Buche und Eiche!
 

Womit also sollen künftig die neuen Bestände begründet werden?
Auf diese Frage gibt es keine allgemeingültige Antwort. Dazu sind die Vorhersagen über den Klimawandel noch zu unsicher, vor allem aber ist das Fachwissen über die Toleranz der Baumarten gegenüber einer so raschen Veränderung des Klimas noch sehr unzureichend. Hierzu sind langfristige Versuchsreihen erforderlich.
 
Zunächst einmal sollte alles übernommen werden, was sich natürlich ansamt. Diese Pflanzen bilden ein völlig intaktes Wurzelwerk aus, das ihnen dauerhaft Stabilität verschafft. Auch Fichten, die besonders unter dem Klimawandel leiden, können so in bescheidenen Anteilen noch in die Wälder integriert werden.
Muss gepflanzt werden, lohnt sich ein Blick in die App „Waldexpert“:

WaldExpert – Apps bei Google Play

welche auch eine Standortskarte mit detaillierten Informationen zum Boden und zu den jeweils geeigneten Baumarten enthält. Am besten jedoch nimmt man Kontakt zum Revierleiter oder zur Revierleiterin auf. Sie können auf Basis des aktuellen Wissensstandes Empfehlungen geben.
 
Baumartenvielfalt sichert den Wald von morgen am besten ab. Dabei wird man auch auf weniger wuchskräftige aber wärmetolerantere Baumarten setzen, wie die Hainbuche, die Linde, Elsbeere, Mehlbeere, Feld- und Spitzahorn, Erle, Kirsche und andere mehr. Daneben können fremdländische Baumarten versuchsweise angebaut werden, die wahrscheinlich eine höhere Hitzetoleranz (bei gleichzeitig weiterhin erforderlicher Frosthärte) aufweisen. Hierzu gehören zum Beispiel Zedernarten aus Nordafrika, Tannen und Baumhasel aus dem Schwarzmeergebiet, Douglasie und Roteiche aus Nordamerika oder besondere Eichenarten aus Südeuropa.
 
Viele Maßnahmen der Wiederbegründung von Wald werden auch über Förderung bezuschusst. Hierfür sind aber im Vorfeld der Ausführung die entsprechenden Anträge zu stellen und es müssen bestimmte Kriterien zwingend eingehalten werden.
Lassen Sie sich hierzu am besten von Ihren Försterinnen und Förstern beraten:

Reviere | Landkreis Konstanz (lrakn.de)

Waldbauliche Maßnahmen
Intensive Förderungen von Mischbaumarten schon in den Kulturen und den jungen Beständen sind wichtig. Danach erfolgt sehr früh eine Serie starker Durchforstungen zur Förderung und Vitalisierung von wenigen Zukunftsbäumen (Laubholz und Douglasie 70 bis 100 Stück je Hektar, Abstand also mindestens 10 Meter, Fichte im Abstand von etwa 7-8 Metern). Diese Zukunftsbäume müssen schnell dick werden, weil voraussichtlich keine so hohen Baumalter wie bislang mehr erzielt werden können. Dazu benötigt der Einzelbaum sehr viel freien Raum.
 
Wir erleben nicht das Waldende, aber doch eine Waldwende. Wir sollten sie so gestalten, dass eine nachhaltige Holznutzung auch für die Nachfolgegenerationen noch möglich ist.