Vogelschutz im Privatwald
Fast die Hälfte aller in Deutschland vorkommenden Brutvogelarten ist vom Wald als Lebensraum abhängig. Daraus resultiert eine besondere Verantwortung für alle die im Wald arbeiten.
Vögel sind wichtige Indikatoren für die Gesundheit der Wälder und das Vorkommen anderer Artengruppen, wie z.B. Insekten. Sie tragen aktiv zum Erhalt des Ökosystems bei, zum Beispiel durch die Samenverbreitung. Der Rückgang der Bestände lässt sich meist auf Habitatverlust zurückführen. Im Landkreis Konstanz gehört ein Drittel der Waldfläche Privatleuten, die durch gezielte Maßnahmen ebenfalls Lebensräume schaffen und erhalten können. In Zeiten des Klimawandels und des Rückgangs natürlicher Habitate ist dies von unschätzbarem Wert.
Was kann ich in meinem Wald tun?
Viele der Maßnahmen zum Vogelschutz lassen sich mit wenig Aufwand und Kosten in die Bewirtschaftung unserer Wälder integrieren. Ein wichtiger Schritt ist das Erkennen und Erhalten von Habitatstrukturen, die für Vögel wichtig sind. Hierzu gehört es, öfter nach oben zu schauen und nach Nistplätzen, Höhlenbäumen und anderen Strukturen Ausschau zu halten, die Vögeln als Lebensraum dienen. Das können Epiphytenbäume (mit Mistel-, Efeu- oder Flechtenbewuchs), aber auch Sträucher und Bäume mit hohem Totholzanteil in der Krone, Horst- oder Höhlenbäume sein.
Maßnahmen zum aktiven Vogelschutz:
Brut- und Setzzeit beachten
Während der Brut- und Setzzeit (März bis September) sollten Eingriffe im Wald minimiert werden, um die Brutstätten nicht zu stören. Forstarbeiten sollten in dieser Zeit möglichst vermieden oder auf ein Minimum reduziert werden. Ebenso sollte beim Hacken von Holz ein Zeitpunkt vor der Brut- und Setzzeit gewählt werden, um Habitate nicht zu gefährden.
Waldränder fördern
Waldränder sind besonders wertvolle Lebensräume für viele Vogelarten. Sie bieten eine Vielfalt an Nistmöglichkeiten und Nahrung. Das Fördern und Pflegen von vielfältigen, strukturierten Waldrändern mit einer Mischung aus Bäumen, Sträuchern und offenen Bereichen kann die Vogelpopulation erheblich unterstützen. Es können auch gezielt blühende und Früchte bildende Baumarten in Waldränder eingebracht werden.
Totholz und Höhlenbäume erhalten
Totholz und Höhlenbäume sind für viele Vogelarten, insbesondere für Spechte und höhlenbrütende Vögel, unverzichtbar. Totholz sollte deshalb im Wald belassen und Höhlenbäume nicht gefällt werden. Diese bieten nicht nur Nistplätze, sondern sind auch Lebensraum für zahlreiche Insekten, die wiederum Nahrungsgrundlage für viele Vögel sind.
Horstschutzzonen einrichten
Für besonders seltene oder störungsempfindliche Arten, zum Beispiel dem Schwarz- und Rotmilan, können Horstschutzzonen eingerichtet werden. Diese Zonen sollen Störungen während der Brutzeit minimieren und sicherstellen, dass die Vögel in Ruhe brüten und ihre Jungen aufziehen können. Der Durchmesser sollte je nach Art zwischen 50 und 100 Meter betragen.
Wo finde ich Hilfe, wenn ich etwas tun möchte?
Wer als Privatwaldbesitzer aktiv etwas zum Vogelschutz beitragen möchte, findet Unterstützung bei verschiedenen Stellen:
Forstamt und Förster vor Ort: Diese sind die ersten Ansprechpartner und können praktische Tipps und Informationen zur naturnahen Waldbewirtschaftung und zum Vogelschutz geben.
Naturschutzorganisationen wie der NABU (Naturschutzbund Deutschland): Der NABU bietet umfassende Beratungen und Informationsmaterialien zum Thema Vogelschutz an und kann bei der Umsetzung von Schutzmaßnahmen helfen.
Fachliteratur und Online-Ressourcen: Es gibt zahlreiche Bücher, Broschüren und Internetseiten, die detaillierte Informationen und Anleitungen zum Vogelschutz im Wald bieten.
Durch Umsicht, gezielte Maßnahmen und das Einholen fachkundiger Unterstützung kann jeder Waldbesitzer einen wertvollen Beitrag zum Schutz der Vogelwelt leisten und so die Biodiversität in unseren Wäldern langfristig sichern.