Der Wald kommt auch 2023 nicht zur Ruhe
Sommerstürme
Bis Juni 2023 war der Jahresverlauf im Wald erfreulich ruhig, auch Käferholz hielt sich, anders als vorhergesagt, zunächst in engen Grenzen. Aber dann: im Juni und im Juli haben zwei Gewitterstürme im Landkreis Konstanz insgesamt 40.000 Festmeter Holz auf den Boden gebracht, die unter sehr schwierigen Bedingungen aufgearbeitet werden mussten und über die Holzverkaufsstelle des Landratsamtes zu vermarkten waren. Darin ist die Schadholzmenge des Großprivatwaldes und des Staatswaldes, die insgesamt mit rund 12000 Hektar etwa 45% der Waldfläche im Landkreis einnehmen, nicht enthalten. Durch die Gewitterstürme wurden auch viele Buchen und Eichen geworfen, die im belaubten Zustand, anders als im Winter, eine große Angriffsfläche für Stürme bieten.
Käferholz
Die Grafik zeigt die immer noch sehr hohen Käferholzmengen im Land. Entgegen dem Trend haben sich die Käferholzmengen im Landkreis Konstanz etwas verringert. Aber auch in unserer Region bleibt das Befallsrisiko hoch und es müssen alle Möglichkeiten zur Schadensabwehr weiterhin ergriffen werden.
Schneebruch
Die Sturmhölzer waren noch nicht vollständig aufgearbeitet, als mit dem Wintereinbruch Anfang Dezember große Schneemengen auf den Bäumen hängen geblieben sind und zu hohen Bruchschäden insbesondere entlang von Straßen und von Waldwegen geführt haben. Zahlreiche Straßen mussten über einen längeren Zeitraum gesperrt werden, bis die Schneelast abgefallen war und gefährlich hängende Bäume und Äste beseitigt werden konnten. Aus dem Revier Aach berichtet der zuständige Forstrevierleiter Hornstein von diesem bewegenden Ereignis in einem Tagebuchaufschrieb, der hier aufgerufen werden kann.
Die Buche zeichnet
Besonders beunruhigend sind die neuartigen Schäden an Buche: Immer mehr Altbäume sterben von der Krone her ab, werden faul und brechen zusammen. Sie halten der Trockenheit und der extremen Hitzeeinstrahlung der vergangenen Jahre nicht stand. Ein Drittel des gesamten Bucheneinschlags 2023 stammte von geschädigten Bäumen.
Im August haben viele, auch junge Buchen ihre Blätter vollständig abgeworfen, um sich gegen die fortwährende Trockenheit zu schützen. Glücklicherweise sind viele der neu angelegten Knospen noch vital, so dass mit einem Austrieb im kommenden Frühjahr zu rechnen ist. Allerdings haben auch manche Äste und Zweige einen zweiten Frühling 2023 erlebt und im September nochmals Blätter neu gebildet, die den Winter nicht überleben werden.
Hinzu kam bei vielen Buchen, aber auch bei anderen Baumarten eine starke Samenbildung, welche die Bäume zusätzlich schwächt und gegenüber Trockenheit noch anfälliger macht.
50% Schadholznutzung 2023
Die Grafik zeigt den Verlauf an Schadholzmengen seit 2014 auf. Nur die blauen Anteile der Balken repräsentieren planmäßige Nutzung. Die anderen Farben stehen für Hölzer, die aufgrund von Sturm, Insekten, Dürre oder Pilzen (vor allem bei Esche) aufgearbeitet werden mussten. Nach einer Erholung 2022 waren es 2023 wiederum die Hälfte des gesamten Einschlags.
Aufbruch in eine neue Waldgeneration
Viele Schadflächen müssen wieder bewaldet werden. Hier liegt auch eine Chance für die Gestaltung der nächsten Waldgeneration.
Der Schwerpunkt der Pflanzungen liegt derzeit bei der Stieleiche und der Traubeneiche. Sie gelten als wärmetolerant. Daneben kommen aber auch bislang seltenere Baumarten zum Einsatz wie Spitzahorn, Elsbeere, Mehlbeere, Hainbuche, Linde, Kirsche, Wildapfel, Birke und andere mehr, die auch in fünfzig bis einhundert Jahren einen klimastabilen Waldaufbau sichern sollen. Bei den Nadelbäumen setzt man im Schwerpunkt auf die Douglasie. Die Fichte wird mit einer kurzen Lebenserwartung nur noch als Zwischennutzung gesehen. Dennoch werden die Naturverjüngungen aus Fichte übernommen und in geringem Umfang auch noch Fichten gepflanzt. Mit neuen Baumarten werden erste Versuche angestellt. Hierzu zählen Tannen aus dem Gebiet der Türkei, Zedern aus Nordafrika, Baumhasel, Platanen, Eichenarten aus dem Mittelmeerraum und andere mehr. Die Prognosen für die Erderwärmung zeigen auf, dass im Bereich Konstanz in einhundert Jahren Verhältnisse wie derzeit südlich Florenz herrschen werden. Darauf müssen wir den neuen Wald ausrichten.