Douglasie – Warum werden die Nadeln rot?

Land auf Land ab sehen Douglasien-Pflanzungen schlecht aus. Doch woran liegt das?

mehrjährige Douglasien- und Fichtenpflanzung mit Nadelröte an der Douglasie
Pflanzfläche im Stadtwald Engen mit sichtbarer Nadelröte an Douglasie Bildnachweis: Kreisforstamt

Der Klimawandel stellt die Forstwirtschaft vor neue Herausforderungen. Ein Steuerungsinstrument das uns Förstern zur Verfügung steht um den Wald an die neuen Bedingungen anzupassen, ist die Förderung geeigneter Baumarten. Jede Baumart hat unterschiedliche Ansprüche an Boden, Wasserhaushalt und die Nährstoffversorgung. Aufgrund dieser Eigenschaften kann von einer besseren oder schlechteren Eignung im Klimawandel ausgegangen werden.

Die Douglasie gehört zu den Baumarten die als vergleichsweise klimastabil eingeschätzt wird. Aus diesem Grund wird sie derzeit häufig in Wiederaufforstungen verwendet. Die aus den USA stammende Baumart bevorzugt tiefgründige, lockere und schwach saure Böden. Staunässe, schwere oder kalkhaltige Böden sind ungeeignet für die bereits im Jahr 1828 nach Deutschland eingeführte Baumart. Aufgrund ihrer hohen Wuchs- und Wertleistung und den guten holztechnologischen Eigenschaften wird die Douglasie gerne als Fichtenersatz in Bestände eingebracht.
Der Hoffnungsträger hat jedoch auch Schwächen, welche gerade dieses Jahr besonders zum Tragen gekommen sind. Wie so viele Baumarten aus den wärmeren Gegenden, welchen aufgrund ihrer Herkunft eine besondere Trockenheitstoleranz nachgesagt wird, ist sie frostgefährdet. Ein Blick auf ganz Baden-Württemberg zeigt, dass nicht nur Douglasien im Landkreis Konstanz von der „Nadelröte“ vor dem Knospenaustrieb betroffen sind.

Ein Schwerpunkt im Stadtwald Engen und auch im gesamten Landkreis Konstanz ist der Distrikt Spöck. Nachdem Revierleiter Thomas Hertrich festgestellt hatte, dass diese Schäden dort massiv aufgetreten sind, wurde die Forstliche Versuchsanstalt (FVA) in Freiburg alarmiert. Die FVA hat Ende April die Schadflächen im Stadtwald Engen besichtigt. Die Fachleute Herr Dr. Grüner und Frau Remmele von der Abteilung Waldschutz der FVA haben einen Ursachenkomplex festgestellt.

  • stark rot ausgeprägte Färbung von Douglasiennadeln
    stark ausgeprägte Nadelröte Bildnachweis: Kreisforstamt
  • rötliche Färbung von Douglasiennadeln
    Nadelröte an Douglasie Bildnachweis: Kreisforstamt
  • FVA im Stadtwald Engen bei Revierleiter Thomas Hertrich Bildnachweis: Kreisforstamt
  • Hallimaschbefall an einem Douglasienwurzelstock
    Hallimaschbefall an Douglasie Bildnachweis: Kreisforstamt
  • Douglasien mit starker Verfärbung im Stadtwald Engen
    Douglasien mit starker Verfärbung im Stadtwald Engen Bildnachweis: Kreisforstamt

Die Ursache der „Nadelröte“ wird auf den Wechsel von Frost- und Tauzyklen und Nachtfrösten im frühen Frühjahr zurückgeführt. Diese Abfolge von Warmwetter und anschließenden Kälteperioden hat zur Schädigung durch „Frosttrocknis“ geführt. Durch die warm-sonnigen Wintertage bei gleichzeitig gefrorenem Boden haben die Pflanzen mit der Transpiration begonnen. Der Wasserverlust durch die Nadeln konnte aufgrund des gefrorenen Bodens nicht durch eine Wasseraufnahme über die Wurzeln ausbalanciert werden. Zusätzlich haben die aufgetretenen kalten Winde die Schädigung unterstützt. Einige Douglasien waren ebenfalls zusätzlich durch Douglasienschütte und Hallimasch befallen. Diese Kombination führt zu einer erheblichen Schwächung der Douglasien bis hin zum Absterben.

Klimadiagramm vom 15.3.-10.4.2022, Dargestellt werden Niederschläge, die  Maximaltemperatur und die Minimaltemperatur
Bildnachweis: Kreisforstamt 

Das Klimadiagramm zeigt die minimale und maximale Tagestemperatur vom 15.3. bis zum 10.4. und die tägliche Niederschlagsmenge auf Grundlage der Daten der Klimastation in Tengen. Die Aufzeichnungen zeigen, dass am 28.3. bereits Temperaturen von bis zu 19,2 °C zu verzeichnen waren. Während die Maximaltemperaturen am 2. und 3. April nur knapp über der Nullgradgrenze lagen, wurden in der Nacht zum 4. Mai Tiefstwerte von bis zu -5,1 °C erreicht. Über die Gesamtperiode fiel vergleichsweise wenig Regen.  Betrachtet man den Zeitraum von 2010 bis 2021 fielen im Durchschnitt in Tengen im März 28,6 mm Niederschlag. 2022 waren lediglich 9,1 mm zu verzeichnen.

Welche Maßnahmen kann man treffen?

Präventiv

  • Keine Pflanzung von Douglasie auf zu großen Freiflächen. Kulturen sollten möglichst mit seitlichem Windschutz anlegt werden.
  • Keine frühzeitigen Säuberungsmaßnahmen oder Auslichten vor dem Austrieb
  • Pflanzung der Douglasien in Wuchshüllen
    Die Nutzung von Wuchshüllen ist stark umstritten. Die Wuchshüllen bestehen aus Plastik, müssen zeitintensiv auf- und abgebaut werden und sehen in der Landschaft unschön aus. Jedoch bieten Sie neben dem Verbiss- und Fegeschutz der Pflanze eine Art Minigewächshaus. Durch die höheren Lufttemperaturen und die höhere Luftfeuchtigkeit können Forstschäden ebenfalls verringert werden. Derzeit werden mehrere biologisch wiederabbaubare und somit umweltfreundliche Alternativen entwickelt.

Nach der Schädigung

  • Falls die Pflanzen vereinzelt braune Nadeln haben, jedoch noch nicht abgestorben sind, ist es empfehlenswert abzuwarten.
  • Wenn alle Nadeln der Pflanze verfärbt sind, diese jedoch noch an der Pflanze haften, besteht trotzdem die Möglichkeit, dass die Pflanze wiederaustreibt. Hat die Pflanze jedoch bis Mitte Juli nicht ausgetrieben, ist die Pflanze abgestorben.

Sobald sicher festgestellt wurde, dass die Douglasien bereits abgestorben sind, kann nachgebessert werden. Wenn nur vereinzelt Pflanzen ausgefallen sind, ist eine Nachbesserung nicht zweckdienlich. Bei über 30% Ausfall pro Fläche sollte gerade auf Förderflächen nachgepflanzt werden. Die Revierleitenden vor Ort stehen Ihnen bei Fragen gerne zur Verfügung.

Förderung von Ausfällen

Ausfälle aufgrund von Trockenheit, Frost, Mäusen oder Schädlingen (keine Verbiss- oder Fegeschäden von Wild) sind ab einem Ausfall von 30% der Gesamtfläche oder einer zusammenhängenden Teilfläche von über einem Hektar nur auf bereits geförderten Flächen einmal förderfähig. Genaueres hierzu können Sie im Merkblatt zur Förderung nachlesen.