
Gemeinsam gegen Gewalt: Unterstützung für Mädchen und Frauen im Landkreis Konstanz
Regelmäßig lädt die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Konstanz, Petra Martin-Schweizer, zum Runden Tisch zur Umsetzung der Istanbul-Konvention zum Schutz von Mädchen und Frauen ein. Beim Treffen am 7. Februar 2025 diskutierten Fachleute aus Kliniken, Frauen- und Kinderschutzhäusern, Beratungsstellen, Polizei und Verwaltung über die Versorgung von Gewaltopfern in der Region. Ziel der Veranstaltung war es, den Fachstellen Verständnis für die Verfahrensabläufe bei häuslicher oder sexualisierter Gewalt zu vermitteln und die neue Traumaambulanz für Gewaltopfer des ZfP kennenzulernen.
Dr. Felix Berberich, Oberarzt der SINOVA-Klinik, stellte die neu installierte Traumaambulanz des ZfP Reichenau vor. Diese bietet Gewaltopfern pro-fessionelle Unterstützung und erweitert das bestehende Hilfsangebot im Landkreis. Expertinnen und Experten des Gesundheitsverbundes Landkreis Konstanz (GLKN) gewährten Einblicke in den Klinikalltag, wenn Gewaltopfer – häufig nachts oder am Wochenende – medizinische Hilfe benötigen.
„Für die Frau, die nach erlebter Gewalt ins Klinikum zur Untersuchung kommt, wird sich viel Zeit genommen, aber die Untersuchung muss in den normalen Dienst eingebunden werden. Wenn Geburten anstehen, kann es zu Wartezeiten kommen. In dieser Zeit ist die Frau in einem geschützten Raum eventuell alleine, wenn sie unbegleitet kommt“, erklärte Dr. Gabriele Göhring, Oberärztin der Gynäkologie des GLKN.
Ein zentrales Thema war die Finanzierung medizinischer Untersuchungen. „Die Finanzierung der Untersuchungen müsse geklärt werden, denn die Kosten für die Untersuchung sind eine vertragsärztliche Kassenleistung und können von den Kliniken nicht vollständig abgerechnet werden. Insbeson-dere Laborleistungen und Medikamente fallen hierunter“, betonte Dr. Vol-ker Steinecke, Chefarzt der Zentralen Notaufnahme in Singen. Die Teilneh-menden waren sich einig: Frauen, die gerade Gewalt erfahren haben, dür-fen nicht aus finanziellen Gründen auf medizinische Hilfe verzichten müs-sen. „Weder der Zeitfaktor noch der finanzielle Aspekt dürfen Gründe sein, weshalb Frauen nach erlebter Gewalt die Klinik nicht aufsuchen. Da brau-chen wir Lösungen“, forderte Petra Martin-Schweizer, Gleichstellungsbe-auftragte des Landkreises.
Diana Frey, Leiterin des Sozialamts im Landratsamt Konstanz, informierte über das kürzlich im Bundesrat beschlossene Gewalthilfegesetz, das ab 2032 bundesweit einheitliche Standards für die Finanzierung und Qualitäts-sicherung in der Gewalthilfe setzen wird.
Die Veranstaltung endete mit einem Fachstellenaustausch. Zudem wurde Claudia Nicolay, langjährige Beraterin von Frauen helfen Frauen in Not e.V. und Kooperationspartnerin des Runden Tischs, in den Ruhestand verab-schiedet.